Alexa, Greta und Karo im Lions-Land
Seit Anfang November pausiert das WNBL-Geschehen in Folge der leider ausufernden Infektionszahlen. Seither ruht auch der Trainings- und Spielbetrieb bei der BG Bonn. Die Sporthallen sind verriegelt, in geschlossenen Räumlichkeiten und als Gruppe darf kein Ball bewegt werden.
(Landesweite) Ausnahmen gibt es nur für die AthletInnen, die an einem Erwachsenen-Bundesligaspielbetrieb teilnehmen. Für drei Bonner Nachwuchsspielerinnen, die in den Reihen des Basketball-Zweiligisten Rheinland Lions ihrer sportlichen Lieblingsbeschäftigung nachgehen, gilt die Corona-bedingte Zwangspause nicht. Alexa Hans, Karoline Steffen und Greta Kröger mischen seit Saisonbeginn beim Bergisch Gladbacher Damen-Zweitligisten mit und standen somit ohne Pause im geregelten Spiel- und Trainingsbetrieb.
Die drei Bonner Mädels sind derzeit die einzigen Nachwuchsspielerinnen, die ständig mit den Profi-Sportlerinnen im Kader der Löwen trainieren dürfen. Bis zu viermal wöchentlich wird im Gladbacher Oststeil Herkenrath trainiert, ganz wie es der schulische Stundenplan der Mädels zulässt, wobei die Vormittagseinheiten natürlich entfallen müssen. Rheinland Coach Marko Zurkowski (siehe Artikelfoto) hatte jedenfalls keine Hemmungen, die drei WNBL-Leistungsträgerinnen sofort im Ligageschehen einzusetzen. Schon im ersten Match stand das Trio im letzten Viertel gemeinsam auf dem Spielfeld.
Wir haben Alexa, Karo und Greta ausgefragt, wie sich Damen-Bundesliga und WNBL unterscheiden und welche Erfahrungswerte die Mädels hoffentlich schon bald auch für die BG sammeln werden können.
Ein wenig seltsam ist sich Alexa nach eigenem Bekunden am Anfang schon vorgekommen, dass dort 15/16 Jährige mit gestandenen Profispielerinnen zusammen trainieren und spielen dürfen. Das habe sich aber schnell geändert. Gut zurecht gekommen mit der Situation nicht mit Gleichaltrigen (die jüngste Mitspielerin sei 21 Jahre alt) zu spielen ist auch Karo nach den ersten Trainingseinheiten. Und Greta konnte berichten, dass man bisher kaum „Rookie-Aufgaben“ (Bälle wegräumen, Boden wischen, etc.) machen musste.
Der Unterschied im Training zwischen U18-WNBL und Damen-Bundesliga?
„Es gibt sehr viele Drills, die ähnlich sind, aber auch komplett unterschiedliche. Weiterhin ist es von der Taktik viel anspruchsvoller“, so Alexa. „Das Training ist vor allem für den Kopf anstrengender, da es taktisch und technisch anspruchsvoller ist“, berichtet Greta. Ein großer Unterschied sei auch die Sprache. Da die Lions fünf ausländische Spielerinnen im Kader führen, werde dort vor allem Englisch gesprochen.
Außerdem werden ganz andere Grundlagen vorausgesetzt, z.B. beim Lesen von Blocksituationen oder es kommen auch andere Techniken zum Einsatz – zB im Pick and Roll. Karo fasst es ganz gut zusammen: Bei den Profis sei einfach alles überlegter. Jeder wisse Bescheid und nichts passiere ohne Plan. Und fügt hinzu, dass die Sprache und das Niveau der Akteurinnen der größte Unterschied zum heimischen BG-Training sind.
Und was unterscheidet ein WNBL- von einem Damen-Spiel?
„Der größte Unterschied ist das Tempo und das Spielverständnis, also z.B. wie der Ball bewegt wird oder Entscheidungen getroffen werden, erklärt Greta. Das Thema Speed steht auch bei Alexa ganz oben auf der Liste. „Obwohl ich bisher immer nur 1-2 Minuten durchgehend gespielt habe, hat mich das Spieltempo und die Physis schon überrascht, auch wenn das zu erwarten war“, erläutert die mit 1,91 Metern größte und jüngste Spielerin im Lions-Kader.
Was können die Mädels von ihren erfahrenen Mitspielerinnen lernen?
Eine einzelne Spielerin mag Greta nicht benennen. „Da ich meistens Point Guard spiele, kann viel von Eva Rupnik (starting PG) lernen. Aber auch alle anderen Guards, vor allem Rachel Theriot, haben so viel Skill und (internationale) Erfahrung, dass ich versuche, mir bei ihnen so viel wie möglich abzuschauen.“ Ins gleiche Horn stößt auch Karo: „Ich denke, ich kann mir von den kleineren Spielerinnen viel aneignen. Rupnik, Theriot und auch Shooting Guard Andjela Katavić heißen die „Anschauungsobjekte“ der Bonner Dreier-Spezialistin. Starting Center Brianna Rollerson, die vom Erstligisten aus Osnabrück zu den Lions in Liga zwei gewechselte Top-Scorerin und -Rebounderin gehört sicher zu den „Role Models“ von Alexa.
Organisierter Basketball in Corona-Zeiten – wie funktioniert das?
Das Zauberwort heißt Schnelltest. Am Tag vor dem Spiel werden abends beim Training alle Spielerinnen getestet. Damit gespielt werden kann, müssen das ganze Team inkl. der Coaches und Betreuer sowie natürlich der Gegner negativ getestet sein. Den Test selbst führe der Physiotherapeut durch. Stäbchen in die Nase, Name auf die Liste, wenige Minuten später sei dann das Ergebnis da, schildert Karo das Prozedere. Die gestiegenen Fallzahlen haben den Dachverband (DBBL) jedoch dazu bewogen, den Spielbetrieb der 2. Bundesligen bis zum 10. Januar zunächst einmal auszusetzen.
Trotzdem – welche Ziele haben sich die jungen Damen für die Saison gesteckt?
„So viel wie möglich von den anderen Spielern und deren Erfahrung zu lernen“, sagt Alexa. „Möglichst viele Spielminuten auf hohem Niveau zu bekommen“, lautet Gretas Zielsetzung. Und mit den Lions in die erste Liga aufzusteigen sei natürlich auch geplant. Sehr viel lernen und möglichst viel mitnehmen will auch Karo aus dem Zweitliga-Abenteuer. Und am besten soll das Gelernte auch gleich in der derzeit pausierten WNBL-Saison angewendet werden.
Die Lions stehen mit vier Siegen aus fünf Partien auf Rang zwei der Tabelle. Wir drücken den BG-Mädels die Daumen, dass der Ball bald wieder gedribbelt werden darf…
Fotos: Florian Knechten
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