• 03.04.2018

Boys & Girls: Mit vereinten Kräften

Die Spieler des TSV Bayer Leverkusen staunten nicht schlecht, als sich die U12.2 der BG Bonn für das Oberligaspiel warm machte – gleich 5 Mädchen gingen für das Team in den lila Trikots an den Start (und sorgten innerhalb von wenigen Minuten für eine 16:0-Führung der Bonner Mannschaft). Zwar steht, wie es das Reglement erlaubt, bis hinauf zur U14 hin und wieder das eine oder andere Mädchen im Kader der unzähligen Jungenmannschaften in NRW, aber dass praktisch die Hälfte des Teams – noch dazu in der Oberliga – aus Mädchen besteht, ist doch sehr ungewöhnlich.

Nicht selten sorgt die Aufstellung der BG für falsche Erwartungen bei den gegnerischen Jungs, die glauben, mit den Bonner Mädchen leichtes Spiel zu haben. „Manchmal kriegen wir mit, wie unsere Gegner vor dem Spiel über uns reden“, erzählen Lars, Nick und Miro, „Die denken, dass sie gegen uns gewinnen, weil bei uns so viele Mädchen spielen. Aber die wissen ja nicht, wie gut unsere Mädels sind!“  Die Bonner Jungs grinsen schadenfroh, voller Stolz auf die starke Saison, die ihr Team bislang spielt.
Noémi, Inga, Semina, Jana und Nora amüsieren sich ebenfalls darüber, wie oft sie, selbst in der Rückrunde der Saison, noch immer unterschätzt werden. In ihrer eigenen Mannschaft haben sie sich dagegen längst den Respekt ihrer Mitspieler erarbeitet und fühlen sich von allen hundertprozentig akzeptiert. „Wir sind einfach ein tolles Team“, stellen die Mädchen übereinstimmend fest, nachdem der nächste Sieg eingetütet ist und ein paar weitere fröhliche Mannschaftsfotos im Kasten sind, und betonen immer wieder, wie froh sie darüber seien, den Schritt zu den Jungs gewagt zu haben.

 

Doch es ist nicht nur die Anerkennung ihrer Mannschaftskameraden und ihrer Coaches, über die sich die Mädchen freuen. Dafür, dass sie sich Woche für Woche gegen die Jungs in ihrem Team und in ihrer Liga durchsetzen, zollen ihnen, da sind sich die Spielerinnen einig, auch ihre Brüder den nötigen Respekt. „Bisher hat mich mein Bruder, wenn es ums Basketballspielen ging, nie so ganz ernst genommen“, beklagen sich zwei Spielerinnen rückblickend, während eine dritte ergänzt: „Aber jetzt ist mein Bruder richtig stolz, wenn ich gut spiele!“

 

Entsprechend selbstbewusst treten die Bonner Mädels inzwischen auf – auch abseits des Basketballfeldes. Während viele Mädchen sich in ihrer Schule nicht trauten, einen Jungen anzusprechen, nicht zuletzt weil sie die Kommentare ihrer Klassenkameradinnen fürchteten, sei es für sie mittlerweile „ganz normal“, mit Jungs zu reden. „Wir haben vielleicht ein bisschen gelernt, wie Jungs so ticken“, vermuten die fünf Mädchen… – und brechen kurz darauf in Lachen aus, weil ihnen auf die Frage, was ihnen bei den Jungs am meisten auf die Nerven gehe, die gleiche Antwort in den Sinn kommt: „Dass sie nicht richtig zuhören und dann nicht wissen, was sie als Nächstes tun sollen. Das ist im Training genauso wie in der Schule!“

 

Für Greta, Karo und Vicky gehört es zum Alltag, sich gegen Jungs zu behaupten. Seit über drei Jahren trainieren und spielen die drei Mädchen bereits mit den stärksten Jungs ihres Jahrgangs. Dabei war die vergangene Saison, in der sie oft gegen ein Jahr ältere Spieler in der NRW-Regionalliga antreten mussten, eine besondere Herausforderung für die Bonnerinnen: „Mädchen-Basketball ist technisch sicher genauso gut wie Jungen-Basketball, aber die Jungs spielen viel schneller und athletischer“, stellen Greta und Vicky fest. Doch die ehrgeizigen Mädels setzten sich durch und überzeugen in dieser Spielzeit mehr denn je.
Und die Jungs in der U14.1 wissen, was sie an ihren Mädels haben. „Wir hatten auch schon Mädchen im Training, die nur gekichert und Quatsch gemacht haben“, berichten Leander, Per und Tim, „Oder solche, die dann doch immer nur für ihr Mädchen-Team gespielt haben, wenn die Spiele zur selben Zeit stattfanden.“ Greta, Karo und Vicky, die fest zur Mannschaft gehören, seien jedoch von Anfang an respektiert worden, weil „sie sich immer voll reinhängen und zu den Leistungsträgern bei uns gehören.“

 

So zeigen sich die Jungs vor den anstehenden Playoffs der U14w siegessicher: „Unsere Mädels gewinnen in diesem Jahr ganz bestimmt wieder die Westdeutsche Meisterschaft – und vielleicht sogar noch mehr! Wer soll denn unsere Mädels schlagen?“