• 01.03.2023

Double-Overtime-Thriller in der Oberliga

Um ein Haar hätte die BonnRhöndorfer-Kooperation den Tabellenführer der Damen-Oberliga RheinStars Köln vom Thron geschubst. Leider wurde der große Kampf am Ende nicht belohnt. In einem unglaublich spannenden Spiel unterlagen die Nachwuchs-Talents mit 80:83 nach zweifacher Overtime (5:18, 22:20, 17:7, 17:16, 13:13, 6:9).

Die Gäste aus der Domstadt reisten mit einer Rumpftruppe aus nur sieben Spielerinnen an – die hatten es allerdings in sich. Vor wenigen Tagen machten es die Kölner Damen in ähnlich dünner Besetzung den Regio-Talents im WBV-Pokal-Halbfinale sehr schwer, wo sie lange im Spiel blieben und am Ende zwar mit 15 Punkten verloren, aber ihre Ansprüche auf die Regionalliga mit Nachdruck hinterlegten. Und mit diesem Selbstbewusstsein traten die Gäste zu Beginn der Partie auch auf. Angeführt von der umsichtigen und auf beiden Enden des Feldes effizienten Centerspielerin Schmitz gab sich der Tabellenführer souverän und vielseitig. Auf Seiten der BonnRhöndorferinnen wollte demgegenüber offensiv zunächst gar nichts gelingen. Allein die an diesem Abend überragende Sahra Cissé konnte unter dem Korb scoren, alle anderen Talents gingen trotz gut herausgespielter Wurfchancen im ersten Viertel leer aus (5:18). 

Als die Kölnerinnen zu Beginn des zweiten Abschnitts mit einem 6:0-Lauf auf 24:7 erhöhten, schwante den Heim-Fans schon Böses. Doch dann rüttelte Luisa Sundermann mit ihrer Treffsicherheit den Talentschuppen wach. Die Hausherrinnen kamen, angeführt von Sundermann und der mehrfach unwiderstehlich zum Korb ziehenden Kate Scheibli bis in die 18. Minute mit einem 18:2-Lauf zurück in die Partie (25:26). Nur mit der Führung sollte es vorerst nichts werden, denn die Gäste behielten die Nerven und brachten sich durch konsequentes Ziehen zum Korb immer wieder an die Freiwurflinie. Bis zur Halbzeit hatten sie so wieder elf Punkte zwischen sich und die Gastgeberinnen gelegt (27:38). 

Das dritte Viertel gehörte dann den Hausherrinnen. Köln stagnierte offensiv etwas und konnte sein Spiel auch dank der jetzt bissigeren Defense der Talents nicht mehr so aufziehen, wie in der ersten Hälfte. Nur sieben Punkte erlaubten die BonnRhöndorferinnen noch, trafen selbst aber plötzlich aus allen Lagen. Sundermann streute zwei Dreier ein, Pauline Bantes strukturierte das Spiel und begann auch selbst zu scoren und Scheibli war sowieso überall zu finden, traf von der Freiwurflinie und aus der Distanz. Die Führung blieb aber nach 30 Minuten immer noch auf Kölner Seite (44:45).

Im vierten Abschnitt kam dem Betrachter unweigerlich die Basketball-Binsenweisheit vom „Spiel der Läufe“ in den Sinn. Köln legte vor, die Talents zogen nach. Maja Stahmer zirkelte einen unmöglichen Unterhandkorbleger mit Foul ins Ziel und Pauline Bantes sorgte mit einem Dreier in der 35. Minute für den langersehnten Führungswechsel (52:51). Aber Basketball ist ja ein Spiel der… man kennt das. Die RheinStars wollten die Sache in der regulären Spielzeit erledigen und legten bis zur 38. Minute ihrerseits acht unbeantwortete Punkte auf (52:59). Wer allerdings glaubte, Coach Sünnens Nachwuchstruppe würde sich damit geschlagen geben, irrte gewaltig. Hanna Fante traf endlich einen Dreier, Scheibli kam irgendwie zum Korb durch und Cissé trotzte gegen massiven Kölner Widerstand einen weiteren Korbleger ins Netz. Unentschieden. Die Talents bekamen bei 24 Sekunden Restspielzeit noch den letzten Angriff, konnten aber keinen klaren Wurf mehr produzieren. Es ging in die Overtime. 

Zu diesem Zeitpunkt war die Foulbelastung der Hausherrinnen längst ein Thema unter dem BonnRhöndorfer Anhang. In der 36. Minute hatte Stahmer ihr fünftes Foul kassiert, Pauline Bantes’ Partie beendeten die Refs in der 39. Minute. Die Talents-Lebensversicherung Scheibli spielte schon seit der 32. Minute mit vier Fouls und Paula Schwamb holte sich ihren vierten Call in der 40. Minute ab, Cissé stand da bei drei Fouls. Zu diesem Zeitpunkt war bei den Gästen nur eine Spielerin mit mehr als zwei – nämlich drei – Fouls belastet. Man hätte sich aus Talents-Sicht hier und da eine einheitlichere Regelauslegung gewünscht. 

Schwamb kassierte direkt in der ersten Minute der Verlängerung Foul Nummer 5 – für die Gastgeberinnen wurde es langsam eng auf den Guard-Positionen. Wenn zwischen den jetzt vielen Unterbrechungen dann mal gespielt wurde, blieb es eine knappe Partie. Die gleichfalls großartig kämpfenden sieben Kölnerinnen legten stets vor, häufig von der Freiwurflinie. Die Talents hatten aber auf jeden Kölner Zähler eine Antwort parat, die zumeist in unmittelbarer Korbnähe gefunden wurde. Vor allem die in der Zone aufopferungsvoll wühlende Cissé holte immer wieder wichtige Offensivrebounds und blieb auch an der Linie zuverlässig. Kate Scheibli wollte einfach keine Ermüdungserscheinungen zeigen und brachte ein ums andere Mal mit spektakulären Korbleger-Varianten den Talents-Anhang zum Jubeln. Nach fünf Extra-Minuten konnten sich die Teams aber noch immer nicht auf einen Sieger einigen (74:74).

Spätestens in der zweiten Overtime war dann allen Beteiligten (minus Scheibli) die Belastung deutlich anzumerken. Das Spiel wurde langsamer, jeder Ballbesitz war von Bedeutung und Köln konnte – anders als die schwer foulbelasteten Talents – noch auf alle Leistungsträger zurückgreifen. Sundermann sorgte in der 48. Minute trotz aller Widrigkeiten für die letzte Führung ihrer Farben (78:77). Flintrop konterte mit einem Zweier. Im folgenden Angriff ging der Ball unter den Korb auf Cissé, die von gleich drei Kölnerinnen eng bedrängt wurde. Ein Pfiff blieb sehr zum Ärger der Hausherrinnen aus – anders als auf der Gegenseite. Herrmann bekam bei den nächsten beiden Kölner Ballbesitzen Freiwürfe zugebilligt, von denen sie in der letzten Spielminute drei verwertete. 15 Sekunden vor Schluss war beim 78:82 dann der Deckel für den Tabellenführer drauf. Das letzte Aufbäumen der Talents blieb erfolglos, am Ende stand es 80:83.

Der verständlichen ersten Enttäuschung des Talents-Nachwuchses machte schnell ein gewisser Stolz über die gezeigte Leistung gegen ein absolutes Spitzenteam Platz – und das völlig zurecht. Ein großes Lob geht aber auch an die Gäste, die es mit nur sieben Spielerinnen verstanden, das kräfteraubende Spiel in doppelter Verlängerung noch zu gewinnen. 

Die Partie endete übrigens mit einer Foulverteilung von 15:37 zu Lasten der Talents und 22:52 Freiwürfen. Für keine Kölner Spielerin wurden nach 50 intensiven Minuten mehr als drei Fouls angezeigt.

Es spielten: Karimi, Fante (6/ 2 Dreier), Bantes (9/1), Scheibli (24/1), Schwamb, Stahmer (5), Hewicker, Sadio, Cissé (19), Sundermann (17/3)