• 01.12.2016

Unsere BG-Coaches(10): Torsten Schierenbeck

Die BG Bonn-Meckenheim hat sich zu einem der größten und erfolgreichsten Basketballvereine in NRW gemausert – eine Entwicklung, die ohne das leidenschaftliche Engagement unserer Trainerinnen und Trainer undenkbar wäre! Darum sollen an dieser Stelle in loser Folge unsere Coaches vorgestellt werden, deren Arbeit hinter dem Erfolg unseres Vereins steht.

Im aktuellen Interview stellt sich mit Torsten Schierenbeck, 51, der vielleicht erfahrenste Coach unseres Vereins vor, der mit Mannschaften wie der BG Zehlendorf, Lok. Bernau, der BG Dorsten und den BSW Sixers jahrelang in der 2. Bundesliga bzw. ProB gearbeitet hat, in der er 2012 zum Trainer des Jahres gewählt wurde. Torsten betreut derzeit nicht nur die 1. Herrenmannschaft und die U18.1, er ist auch sportlicher Leiter der BG Bonn-Meckenheim und als solcher verantwortlich für das sportliche Gesamtkonzept unseres Vereins.

 

 

Torsten, welche Hobbys hast du?

Ich interessiere mich für Kleinkunst wie zum Beispiel Varieté, vor allem politisches Kabarett mag ich sehr.

Warst du als Kind schon im Sportverein?

Ich bin in Berlin aufgewachsen und war in der Schule immer einer der Größten. So bin ich, als es darum ging, welchen Sport ich machen sollte, irgendwie automatisch zum Basketball gekommen. Da war ich 8 Jahre alt. Ich habe über 20 Jahre lang beim TSC Berlin gespielt.

Und wie bist du dazu gekommen, selbst eine Mannschaft zu coachen?

Als ich in der 1. Herrenmannschaft des TSC gespielt habe, bin ich angesprochen worden, ob ich Lust hätte, die dritte B-Jugend-Mannschaft zu betreuen (das entspricht der heutigen U16.3). Da war ich etwa 18 Jahre alt.

Wie war deine Anfangszeit als Trainer?

Naja, am Anfang habe ich, wie wahrscheinlich alle Anfänger, den Jugendlichen vor allem das vermittelt, was ich von meinem eigenen Training her kannte. Ich selbst hatte eigentlich immer ganz gute Trainer gehabt, und so habe ich das Training mit meinem Team methodisch zuerst einmal genauso wie meine Coaches aufgebaut und dabei viel Wert auf Technik gelegt. Das Taktische kam dabei ganz sicher zu kurz, aber das spielt in der U16 ja auch noch nicht eine so große Rolle…

Das heißt, in Bezug auf den Altersunterschied zwischen Trainer und Spielern warst du in einer ähnlichen Lage wie zum Beispiel unser U16-Coach Julius Thomas. Haben deine Spieler dich denn von Anfang an respektiert?

Ja, das war überhaupt kein Problem. Weißt du, wenn die Jungs sehen, dass du selbst ganz gut Basketball spielen kannst, dann kommt der Respekt fast von ganz alleine. Das ist genauso, wie Barbara Sundermann es in ihrem Interview beschrieben hat. Außerdem bin ich damals schon – zumal ich zeitgleich auch als Schiedsrichter gearbeitet habe – ganz gut mit Kindern und Jugendlichen klargekommen…

Ist es dir eigentlich leicht gefallen, beide Rollen, die als Spieler und die als Trainer, miteinander zu vereinbaren? Wie wichtig war dir dein Traineramt?

Ich habe ja schon mit 22 Jahren wegen meiner Knieprobleme aufhören müssen, selbst Basketball zu spielen, und habe dann alle möglichen Teams gecoacht – irgendwann war ich sogar im Vorstand meines Vereins. Gleichzeitig habe ich als Schiedsrichter in immer höheren Spielklassen gepfiffen und war sogar im Schiedsrichter-Förderprogramm. Doch als ich die B-Lizenz-Prüfung ablegen wollte, war ich über das Urteil meines Prüfers so entrüstet, dass ich meine Schiedsrichter-Lizenz abgegeben und nie wieder gepfiffen habe. Damit war dann auch die Entscheidung gefallen, ob ich weiter als Schiedsrichter oder als Trainer arbeiten sollte…

Wann hast du denn angefangen, dir als Trainer höhere Ziele zu setzen? Und wann hast du zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, hauptberuflich als Trainer zu arbeiten?

Die ersten Jahre war ich mehr oder weniger ehrenamtlich als Coach tätig, das heißt, ich bin tagsüber meinem Beruf nachgegangen und habe dann nach der Arbeit in der Halle gestanden und meine Mannschaften trainiert. Mit Ende 20 war ich jedoch mit meiner Arbeit in meiner Firma so unzufrieden, dass ich mir vorgenommen habe, das zu meinem Beruf zu machen, was mir die meiste Freude im Leben bereitet. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann die verschiedenen Trainerlizenzen gemacht, die du brauchst, um hochklassige Mannschaften zu trainieren – bis hin zur A-Lizenz.

 Was war dein bisher größter Erfolg als Basketballtrainer?

Das waren wohl im Jahr 2000 der Aufstieg mit der BG Zehlendorf in die damalige 2. Bundesliga Nord, in der beispielsweise auch die heutigen Erstligisten Göttingen und Bremerhaven gespielt haben, und das obwohl wir ein reines Amateur-Team waren, und 2010 der Aufstieg mit Lok. Bernau in die ProB.

Hast du je an deiner Entscheidung, dein Hobby zum Beruf zu machen, gezweifelt?

Natürlich gibt es auch im Sport nicht nur schöne Momente, etwa wenn es zum Streit im Verein kommt. Außerdem ist unser Sport in Deutschland finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Da kann es schon einmal vorkommen, dass dein Gehalt plötzlich nicht mehr pünktlich überwiesen wird, und dann denkst du tatsächlich darüber nach hinzuwerfen…

Zurück zum Sportlichen: Wie hast du dich in all den Jahren als Basketballtrainer verändert?

Wir sind damals mit der BG Zehlendorf ein wenig unglücklich nach einem Jahr in der 2. Bundesliga wieder abgestiegen. Einer der Gründe dafür war sicher auch meine Unerfahrenheit. Darum habe ich mich anschließend noch intensiver als zuvor mit Basketball auseinandergesetzt, habe jede Fortbildung mitgenommen, habe bei verschiedenen Clubs hospitiert und mir Hunderte von Spielen angesehen, um vor allem taktisch dazu zu lernen. Basketball entwickelt sich, besonders im athletischen und taktischen Bereich, so rasant weiter, dass du als Trainer ständig am Ball bleiben musst…

Was ist dir denn heute im Training besonders wichtig?

Da musst du natürlich zwischen Nachwuchs- und Erwachsenenbereich unterscheiden. Im Jugendbereich wünsche ich mir gerade für die Anfängerinnen und Anfänger, dass sie die gleiche  Leidenschaft und Begeisterung für den Basketballsport entwickeln, wie ich sie habe. Ich möchte sozusagen ein Rattenfänger sein, der die Kinder zu unserem Sport lockt. Die schon etwas Fortgeschrittenen möchte ich technisch, taktisch und athletisch so gut ausbilden, dass sie zu möglichst kompletten Spielerinnen und Spielern heranreifen. Im Erwachsenenbereich erwarte ich von meinen Spielern die Bereitschaft dazuzulernen und sich weiterentwickeln zu wollen, was manchmal gar nicht so selbstverständlich ist. Außerdem ist mir das Auftreten als Team sehr, sehr wichtig.

Worauf legst du bei deinem Coaching im Spiel besonderen Wert?

Im Erwachsenenbereich lege ich großen Wert darauf, dass wir uns an unseren Gameplan halten. Dabei ist es für mich entscheidend, mit welcher Disziplin und welcher Intensität wir verteidigen. Im Jugendbereich geht es mir vor allem um Respekt – Respekt vor meinen Mitspielern, die vielleicht mal einen schlechten Tag erwischen, Respekt vor unseren Gegnern, die uns möglicherweise deutlich unterlegen sind, und auch Respekt vor dem Schiedsrichter, der vielleicht hin und wieder mit seinen Entscheidungen daneben liegt.

Insgesamt bist du als ein Trainer bekannt, der großen Wert auf eine gute Defense legt – ist das richtig?

Ich denke ja. Allerdings versuche ich inzwischen, eine bessere Balance zwischen Defense und Offense zu finden. Ein gutes Pick & Roll ist zum Beispiel etwas, worauf ich mittlerweile sehr großen Wert lege…

Du bist ja nicht nur Trainer der 1. Herrenmannschaft und der U18.1 der BG Bonn-Meckenheim, sondern auch sportlicher Leiter unseres Vereins. Was reizt dich an dieser Aufgabe?

Mich reizt, dass die BG ein solch riesiger Verein mit einem so riesigen Potenzial ist! Darum habe ich, als ich hierher gezogen bin, gar nicht lange überlegen müssen, ob ich die neue Aufgabe übernehmen will. Ich finde es einfach ungeheuer spannend, ein Konzept zu entwickeln, in dem Breitensport und Leistungssport nebeneinander existieren und voneinander profitieren! Weißt du, mir kam unser Verein vor zweieinhalb Jahren wie ein schlafender Riese vor – es gab jede Menge Kinder, die zu uns kamen, wir hatten im Jugendbereich mehr Mannschaften als jeder andere Verein in der Region und die Teams bis hin zur U13 konnten auch den einen oder anderen Erfolg feiern. Aber ab der U14 war dann Schluss… – und das will ich ändern!

Kannst du deine Ziele genauer beschreiben?

Mein Ziel ist es, wie gesagt, sowohl den Breitensport- als auch den Leistungssportbereich in unserem Verein zu entwickeln. Damit meine ich, dass jede Spielerin und jeder Spieler bei uns die passende Mannschaft findet. Dabei profitiert der Leistungssport schon allein durch die große Zahl der Spielerinnen und Spieler vom Breitensport. Umgekehrt wird der Breitensport wiederum vom Leistungssport durch die Qualifikation unserer Coaches profitieren, zum Beispiel durch unsere internen Fortbildungen… – und das ganze System soll in beide Richtungen durchlässig sein! Wir wollen all unseren Spielerinnen und Spielern die für sie geeignete Plattform bieten, darum auch die Kooperation mit anderen Vereinen in der JBBL, WNBL und NBBL.

Möchtest du auf diesem Weg den Nachwuchs für unsere 1. Damenmannschaft und unsere 1. Herrenmannschaft ausbilden?

Das vorrangige Ziel ist zuerst einmal, unsere Jugendlichen möglichst gut auszubilden. Wo sie dann später einmal landen werden, wird man dann sehen. Dabei spielen ja auch Schul- und Berufsausbildung eine große Rolle. Aber es wäre natürlich schön, wenn es das eine oder andere Eigengewächs in die ersten Mannschaften schaffen würde…

Wie definierst du in diesem Zusammenhang eigentlich den Begriff „Talent“?

Für mich gehören Fleiß und Talent zusammen, das eine funktioniert nicht ohne das andere. Am Ende des Tages ist es aber so: Fleiß schlägt Talent! Davon bin ich überzeugt.

Wie beurteilst du die Entwicklung unseres Vereins in den letzten beiden Jahren?

Ich sehe uns vor allem strukturell auf einem sehr guten Weg. Besonders mit der Kommunikation der Coaches untereinander und der zwischen Vorstand und Trainern können wir sehr zufrieden sein, finde ich, und es ist uns, glaube ich, gelungen, innerhalb des Vereins ein Wir-Gefühl zu erzeugen, das dazu geführt hat, dass alle Interesse aneinander zeigen und man leicht Hilfe findet, wenn man Unterstützung braucht. Auch sportlich haben wir uns gut weiterentwickelt, obwohl ich natürlich zugeben muss, dass ich mit der Entwicklung im Damenbereich nicht so glücklich bin. Das ist eine Baustelle, an der wir in der Zukunft weiter arbeiten müssen, um unseren vielen talentierten Mädels eine Perspektive bieten zu können. Insgesamt muss die Herausforderung für uns immer darin bestehen, dass wir uns auf dem bisher Erreichten nicht ausruhen, sondern uns weiterentwickeln… – aber das macht ja auch den Reiz des Ganzen aus!

Die Schlussfrage: Was gefällt dir eigentlich am Basketball so gut?

Basketball ist das beste Spiel der Welt… – Basketball ist die zweitgrößte Liebe meines Lebens!