Wenn die Trefferquote ausnahmsweise für den Blumentopf reicht

Nicht schön, aber am Ende erfolgreich: Das Rheinische WNBL-Derby zwischen der BG Bonn 92 und den Dragons aus Rhöndorf endete mit einem 60:52-Sieg der lila-weißen Gäste vom linksrheinischen Ufer. Basketballerisch begeistern konnte der intensive Nachbarschaftskampf die Zuschauer am Bad Honnefer Menzenberg zwar nicht, die lautstark angefeuerten Bonnerinnen nahmen den hart erkämpften Auswärtssieg jedoch gerne mit nach Hause.

Es waren gruselige Zahlen, die das Scouting nach Ende der 40 Minuten für Bea Waffenschschmieds Team auswarf: nur 10 von 51 Wurfversuchen (20%) aus dem Zwei-Punkt-Land hatten ihr Ziel gefunden, bei der Dreierquote waren es kaum bessere 23 Prozent (7 von 31). Dazu hatte die BG das Reboundduell (50 zu 68) klar verloren. „Heute hat die miese Trefferquote ausnahmsweise mal für den berühmten Blumentopf gereicht“, bilanzierte Waffenschmied etwas angefresssen nach Spielende. Der Bonner Headcoach war schon zur Pause (30:30) sichtlich irritiert und alles andere als zufrieden in die Kabine gestapft.

Die diesmal mit neun Feldspielerinnen angetretenen Dragons hatten ein einfaches aber hochwirksames Rezept gegen den Spitzenreiter: unter dem Korb eine engmaschige Zone spielen und die Bonnerinnen von außen werfen lassen – und auf Rebounds spekulieren. Und weil der Bonner Sprungwurf aus nah und fern nicht saß wie gewohnt, konnten sich die Gäste auch nicht absetzen. Im Gegenteil, nachdem die BG das erste Viertel trotz gutem Start (10:2) eher mühsam für sich entschieden hatte (19:12), kamen die Hausherrinnen im zweiten Abschnitt besser ins Spiel. Macy Ridder und Sahra Cissé warfen ihr Team sogar mit 26:22 in Führung (15.). Nach dem Bonner Timeout brachten Sara Brazil und Viktoria Höbbel die BG wieder auf Gleichstand. Nur 30 eigene Punkte zur Halbzeit gegen den Tabellenvorletzten – das nervte die ambitionierten Bonner Mädels sehr. Karoline Steffen und Alexa Hans merkte man an, dass beide am Abend zuvor ein schweres (aber siegreiches) Damen-Regionalligamatch für Bonn bestritten hatten. Trotzdem musste offensiv einfach mehr passieren nach dem Seitenwechsel.

Zunächst aber war es weiter ein unansehnliches Kampfspiel, in dem die BG Mühe hatte, ihre Stärken auszuspielen. Die Dragons blieben stets in Schlagdistanz und auch nach 30 Minuten (42:39 für Bonn) war noch kein Trend spürbar. Als Rhöndorfs Centerin Sahra Cissé mit dem fünften Foul vom Feld musste (31.), ergaben sich mehr Räume für die Gäste. Playmaker Greta Kröger übernahm Verantwortung und fand offene Mitspielerinnen. Einen jener Pässe verwandelte Pauline Bantes „für Drei“ zum 49:41 für ihr Team (33.). Rhöndorf kam durch die überragende Nafissatou Diaw (15 Punkte, 19 Rebounds) wieder auf 47:50 heran (35.). Ein Dreier von Steffen (18 Punkte) sorgte wieder für Beruhigung im Bonner Elternfanblock. Die beiden schönsten Spielzüge hatte sich die BG für den Endspurt vorbehalten: zuerst steckte Smilla Kolmetz das Leder sehr souverän zu Steffen durch (58:48) und kurz darauf bediente die eine Greta (Kröger) die andere Greta (Gomann) sehenswert zum 60:48 (38.).

Was die Bonner mit dem jetzt erzielten neunten Saisonsieg anfangen können, entscheidet sich in der kommenden Woche. Rang eins ist vorerst gesichert, aber die Konkurrenz aus Grünberg und Langen spielt am Dienstag direkt gegeneinander. Sollten die Mitbewerber die fehlenden Spiele gegen schlagbare Konkurrenz am kommenden Wochenende nachholen können, bliebe der BG am Ende aufgrund des schlechteren direkten Vergleiches womöglich „nur“ Platz drei. „Heute haben wir jedenfalls auch nicht besser gespielt“, fand Waffenschmied die richtigen Worte.

Viertelergebnisse: 12:19 /18:11 / 9:13 /13:17

Es spielten: Karoline Steffen 18 Punkte/2 Dreier, Pauline Bantes 3/1, Noémi Bokodi, Susanna Pecoraro 1, Viktoria Höbbel 8/2, Greta Gomann 5, Sophie Herdering, Alexa Hans 6, Smilla Kolmetz, Luisa Sundermann 2, Sara Brazil 5/1, Greta Kröger 12/1 Dreier.