• 28.06.2023

„WIR WOLLEN KEINE EINTAGSFLIEGE SEIN!“

Seit der Zustimmung der Damen-Basketball Bundesliga (DBBL) zur Teilnahme der Talents BonnRhöndorf am Zweitligaspielbetrieb steigt die Vorfreude auf Seiten der BG Bonn 92 beinahe täglich. BG-Vorstand Markus Wolf, der im Hintergrund und seit Wochen zusammen mit Karsten Flau die Fäden in Richtung 2. DBBL spann, erzählt, was in den kommenden Wochen passieren muss, um für die neue Herausforderung gut vorbereitet zu sein. 

Frage: Was war Deine erste Reaktion nach der positiven Mitteilung aus Hagen? 

MW: So eine Mischung aus Erleichterung, weil es sich zeitlich über Monate hingezogen hat und auch ein wenig Stolz darüber, dass wir das im ersten Jahr der neuen Kooperation gleich geschafft haben – immerhin 2 Jahre vor unserem ursprünglichen Zeitplan. Spätestens als dann im Telekom Dome vor mehr als 6.000 Zuschauern unser Trailer zum „Zweitliga-Aufstieg“ auf den großen Videowänden gezeigt wurde, war mir klar, dass wir etwas Großes angestoßen haben.  Dem Anspruch müssen wir nun gerecht werden. 

Frage: Eine Zweitligasaison verlangt deutlich mehr finanzielles Engagement als die Teilnahme an der Regionalliga in Nordrhein-Westfalen. Wie kann der Verein die erhebliche Mehrbelastung stemmen? 

MW: Die BG Bonn hat gerade eben erst die Mitgliederzahl von 800 Aktiven überschritten und platzt quasi aus allen Nähten. Aber das ganze Zweitligageschehen wird natürlich finanziell nicht vom Hauptverein getragen werden. Auch nicht quersubventioniert. Dankeswerterweise haben wir im Hintergrund Menschen, die vieles möglich machen. Es war aber auch im Vornherein klar, dass wir externe Geldgeber brauchen, um die höheren Kosten zu decken. Die ersten Signale sind vielversprechend, wir haben unsere Fühler in alle Richtungen ausgestreckt. Aber wir brauchen auf jeden Fall noch Menschen, die uns unterstützen wollen und in eine gesunde Vereinsstruktur samt Spitzensportecke investieren möchten. 

Frage: Wer stellt das neue Team zusammen? 

MW: Da halte ich mich komplett raus. Das ist alles bei unserem Headcoach Bea Waffenschmied bestens aufgehoben, die schon viele gute Gespräche mit potenziellen Kandidatinnen geführt hat und auch bereits einige Zusagen erhalten hat. Das Talents-Projekt finden viele Spielerinnen spannend, weil bei uns auch das Drumherum stimmt und wir den Damen-Basketball ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken wollen.  

Frage: Wird man viele neue Gesichter im Pennenfeld sehen im September? 

MW: Ja und nein, aus unserem bisherigen Regioteam werden sicher einige junge Damen den Sprung in die Zweitligamannschaft wagen und auch schaffen. Der Zeitbedarf inkl. der An- und Abreisen zu den Spielen ist ja viel höher als bisher. Um die Frage nach ausländischer Verstärkung gleich mit zu beantworten: Wir planen derzeit nicht mit ausländischen Spielerinnen, dies allerdings weniger aus finanziellen, sondern in erster Linie aus konzeptionellen Gründen.

Frage: Die Talents werden auch weiterhin in der Regionalliga des WBV antreten, daneben gibt es die Oberliga-Talents, die vor allem in Bad Honnef spielen. Da ist ganz schön viel zu planen und zu organisieren. 

MW: Und die WNBL wollen wir ja auch nicht vergessen! Der Aufwand wird enorm sein, wir wollen aber allen Spielerinnen das bestmögliche Angebot machen und die meisten spielen auch in zwei Teams. Die BG und auch die Dragons sind jeweils Ausbildungsvereine, die aus vielversprechenden jungen Spielern und Spielerinnen Akteure auch für höhe Aufgaben entwickeln. Prima ist deshalb, dass wir unsere besten Mädchen jetzt nach dem Ende der U18- Bundesligazeit nicht mehr ziehen lassen müssen, sondern selbst eine gute Plattform bis in die Bundesliga zur Verfügung stellen können, auf der sich unsere Spielerinnen bestmöglich weiter entwickeln sollen und werden. Der Standort BonnRhöndorf ist in dieser Hinsicht auf dem Weg zu einer der Top Adressen in Deutschland.

Frage: Wo tragen die Talents ihre Bundesliga-Heimspiele aus? 

MW: Der Sportpark Pennenfeld ist ein Sanierungsfall und das weiß auch jeder bei der Stadt Bonn. Solange wie möglich möchten wir natürlich trotzdem dort antreten und auch für Zuschauer und Medien ein guter Gastgeber sein. Die BG und das Pennenfeld haben eine lange gemeinsame Historie und das gehört einfach zusammen. Wir befinden uns in Gesprächen mit der Verwaltung, um z.B. in der Tribünenfrage (derzeit teilweise gesperrt) ein wenig Bewegung zu erzielen. Aber klar ist, dass wir hier auf die Unterstützung, der – nach eigener Definition – Sportstadt Bonn angewiesen sind.

Die Dreifach-Halle an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule steht als Ausweichquartier zur Verfügung, verfügt aber nicht über die Möglichkeiten, die ein Zweitligist eigentlich benötigt.  Der Spielort Bad Honnef ist auch ein Kandidat für den Notfall, aber auch dort wird saniert und gebaut. 

Frage: Wo landet der Talents-Flieger im ersten Zweitligajahr? 

MW: Am besten ohne Notlandung und sicher. Als Aufsteiger ohne Riesenbudget kann es nur um den Klassenerhalt gehen. Und das wird angesichts der Mitbewerber sehr schwer werden. Trotzdem wollen wir keine Eintagsfliege sein. Wir müssen in der Endabrechnung mindestens zwei Vereine hinter uns lassen. Das und nur das wird das Ziel sein.