Episode 3 – Warum man Sonntagmorgens immer  ans Telefon gehen sollte

Sportlich lief es also ganz ordentlich bei der BG Mitte der 90iger Jahre des alten Jahrtausends. Aber auch damals korrelierte sportlicher Erfolg schon positiv mit finanzkräftiger Unterstützung. Ohne Moos nix los, wussten die BG-Strategen um Udo Hölker selbstredend – und putzten eifrig Klinken in Bonns Unternehmerwelt.

Es ist sicher müßig zu spekulieren, ob sich die BG Frauen-Power seinerzeit auch so rasant entwickelt hätte, wenn der Godesberger Norman Rentrop Verlang (heute VNR Verlag für die deutsche Wirtschaft) nicht seine Bereitschaft erklärt hätte, dem Damen-Basketballsport im Bonner Süden ordentlich unter die Arme zu greifen. Verleger Norman Rentrop, Godesberger Familienunternehmer gab nicht nur Geld sondern tauchte fortan auch im Vereinsnamen auf. Aus der BG Bonn 92 wurde die BG Rentrop Bonn und die „Rentrop Damen“ wurden schnell zu einem basketballerischen Markenzeichen in Bonn und der gesamten Deutschen Basketball-Landschaft. Mit seinem neuen Logo gewann der Verein sicher keine Designpreise, aber die Verbindung des Basketballkorbes mit der Godesburg war ohne Zweifel clever gewählt – und irgendwie auch ein Ausdruck der damaligen Zeit, in der viel am neuen Medium PC – und noch ohne sündhaft teures Grafikprogramm – gebastelt wurde. 

Trotzdem braucht es manchmal Zufälle, die einer richtig guten Idee – hochklassiger Damen-Basketball  in Bonn – zum Durchbruch verhelfen. Und so klingelte eines Sonntagmorgens das Telefon bei Udo Hölker. Am andere Ende eine gewisse Anna Stammberger, die Interesse bekundete, für die Rentrop Damen spielen zu wollen. Ja klar, warum auch nicht. Erst bei der nachfolgenden Überprüfung des Namens von Frau Stammberger, wurde dem BG-Vorsitzenden schnell klar, wer da gerade angerufen hatte. Niemand geringeres als Anna Pendergast, die unter ihrem Mädchennamen eine – sagen wir einmal –  recht bekannte Basketballspielerin war. In Zahlen: 400-fache Nationalspielerin Kanadas von 1980 bis 1992, mehrfache Olympia- und WM-Teilnehmerin und eine absolute Ausnahmeerscheinung auf und neben dem Court. Ein Glück, dass Udo umgehend zurückrief – und die BG damit das erfolgreichste Kapitel ihrer Vereinsgeschichte beginnen konnte. Anna Stammberger, die 1993 und 1995 Mutter geworden war und in Wolfenbüttel sogar im Europacup gespielt hatte , war ihrem beruflich nach Bonn gewechselten deutschen Ehemann  gefolgt – und der BG damit quasi in den Schoß gefallen. Manchmal muss man einfach auch ein wenig Glück haben.

Es dauerte nicht lange und der Name Stammberger (Foto: Nr. 13, unten rechts) dominierte die lokalen Sportschlagzeilen. Während die Telekom Baskets inzwischen am Bonner Hardtberg bis in die Spitzengruppe der BBL aufgestiegen waren, vollzog sich im Pennenfeld auch eine eindrucksvolle Entwicklung.  Der Aufstieg von der Regionalliga in die zweite Bundesliga gelang 1996 (siehe Artikelfoto). Flügelspielerin Stammberger war inzwischen auch zur Spielertrainerin geworden. „Anna war die intelligenteste Spielerin, die ich je gesehen habe“, hält Coach Hölker auch heute nicht mit seiner Bewunderung für die „First Lady des Bonner Basketballs“ hinter dem Berg.

Zusammen mit dem jungen Co-Trainer Matthias Fischer, der rund 15 Jahre später (2013-2015) die Telekom Baskets als Headcoach in der BBL führen sollte, hatte die BG nun ein professionelles Duo an der Seitenlinie und bald auch viele neue Spielerinnen. Namen wie Jutta Vogelgesang, Sondra Aull , Elke Kessel  und viele weitere fanden sich alsbald auf dem Anschreibebogen im Pennenfeld. Die zweite Liga war jedoch nur eine Zwischenstation, denn die BG-Lokomotive rollte unweigerlich in Richtung Bel-Etage.

Stammberger selbst ging nach ihrer Bonner Zeit Mitte der 2000er nach Kanada zurück und tat weiterhin das, was ihr am meisten Spaß macht: Basketball coachen.  An der Dalhousie University in Nova Scotia, ihrer Alma Mater,  war sie von 2009 bis 2020 Headcoach des Tigers Mädels-Teams. Die beiden in Deutschland geborenen Kinder (Tochter Tessa und Sohn Sven) konnten gar nicht anders als auch Basketball zu spielen. Tessa Stammberger tut dies übrigens aktuell für die Hannover Luchse in der 1. Damen Bundesliga.

Im nächsten Kapitel widmen wir uns den ganz großen Zeiten der BG…