Episode 5 – Biemer Time – Ohne Moos nix los – Der bittere Gang in die zweite Liga

Nach Stammbergers Abschied stürzte die BG nicht in eine tiefe Sinnkrise. Als eine ihrer letzten Amtshandlungen hatte die Rentrop-Lichtgestalt Ihre Nachfolge quasi selbst geregelt. Ein junger Mann aus Neunkirchen sollte das BG-Schiff übernehmen. Der damals 30-jährige Alexander Biemer, B-Lizenzinhaber und zuvor Trainer des Zweitligisten TV Neunkirchen war in der Region kein Unbekannter. „Alexander Biemer hat im Probetraining einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, wurde Bonns Bundesliga-Obmann Helmut Beines damals im General-Anzeiger zitiert.

Eine Fürsprecherin hatte der neue BG-Coach bereits im Team, denn seine kleine Schwester Susanne, die alle nur „Sunny“ riefen, war schon im Jahr zuvor dem Lockruf des Basketball-Oberhauses gefolgt und noch unter Stammberger an den Rhein gewechselt. „Anna Stammberger hatte einfach nicht losgelassen und mich dann nach Bonn geholt“, erinnert sich die damalige Nationalspielerin. „Das war schon beeindruckend mit international erfolgreichen und hochdekorierten Spielerinnen zusammenspielen zu dürfen. Da konnte man nur viel lernen.“

Coach Alex übernahm ein weitgehend intaktes Team, welches nach wie vor von der Erfahrung einer Gabi Mrohs-Czerkawski und vor allem auch Irina Minch leben konnte, die inzwischen zur Co-Trainerin aufgestiegen war. „Ich habe im ersten Jahr viel gelernt von den erfahrenen Spielerinnen und es gab viele tolle Moment und Finessen“, schaut Biemer gerne zurück. Rang fünf im Endklassement 2004 nach einer tollen Aufholjagd sollte leider das letzte erfolgreiche Jahr der BG in der ersten Liga sein. Obwohl mit Tanja Kostic, Nicola Smets, Kirsten Kröger, Daniela Strohm (Foto ganz unten)  und „Sunny“ Biemer  (Foto unten) sehr fähige Akteure im Pennenfeld auf Korbjagd gingen.

Doch der sich anbahnende Rückzug von Sponsor Rentrop führte zu einem klammen Geldbeutel und zum Abgang zahlreicher Leistungsträgerinnen. Rekordmeister Wuppertal, einst der große Widersacher der BG war mangels Sponsor inzwischen sogar ganz aus der Liga verschwunden.

Die Marschrichtung für die BG-Verantwortlichen war gewiss keine einfache: mit wenig Geld auf dem freien Markt ein Team aufzubauen erwies sich als Herkulesaufgabe. Biemer tat sein Bestes und durchkämmte vor allem auch das Umland auf der Suche nach (preiswerten) Talenten. Jene schnell erstligareif zu machen, war hingegen nochmal eine andere Hausnummer. Es kam, was kommen musste: Niederlagen, Abstiegssorgen und am Ende die Trennung von Verein und Trainer.

„Wir hatten einfach zu wenige Spielerinnen, die Personaldecke war viel zu dünn“, weiß Sunny Biemer. Oftmals haben die Herren beim Training personell aushelfen müssen um überhaupt ein Spielchen machen zu können. Trotzdem sei die Teamchemie sehr gut gewesen. Sunny, die heute in der Geschäftsstelle der  Kölner Sportjugend sitzt und den Sport im Ganztags-Schulwesen unterstützt, hat gute Erinnerungen an Ihre BG-Zeit. “Ich wollte weiter erste Liga spielen, deshalb war ein Wechsel unvermeidlich.“ Abseits des Spielfeldes war es eine gute Truppe.

Mit Rang 12 stieg die BG im Jahre 2005 nach einer knappen 72:76-Niederlage ausgerechnet gegen den alten Rivalen aus Bensberg und nach sieben Jahren im Oberhaus in die zweite Bundesliga ab.

„Ich hatte schöne Jahre in Bonn und mein letztes Team hat trotz des Misserfolges immer zu mir gestanden “, blickt Biemer positiv auf sein Engagement in der Bundesstadt zurück. Dem Basketball blieb der Neunkirchener in vielerlei Hinsicht treu. Einige Trainerstationen in der Bundesliga (Bensberg) folgten, aber die teils langen Auswärtsfahrten und „zerstörten“ Wochenenden hatten ihren Tribut gefordert. „Ich war einfach fernreisemüde.“

Basketballcoach ist er bis heute in seiner Heimat im Rhein-Sieg-Kreis. Und als Vizepräsident für Ausbildungsfragen steht er dem Westdeutschen Basketball Verband seit Jahren als „Chefausbilder“ zur Verfügung.


Ohne die Biemers – auch „Sunny“ hatte es wieder zurück nach Bensberg gezogen – startete die BG ab dem Herbst des Jahres mit einer fast komplett neuen Mannschaft in Liga zwei. Auf der Trainerposition gab es mit Lukas Rüenauver und Ralf Obermeit ein neues Trainerduo. Fast alle Mitglieder des neuen Kaders stammten ursprünglich aus dem Köln/Bonner-Raum, viele aus der eigenen Jugend, wie die beiden 15-jährigen Inga Noll und Tinka Trautwein. Spielerinnen wie Nicki Smets (23) und die junge Mandy Hänel (19) sollten das junge Team führen. Von einem sofortigen Wiederaufstieg war da erstmal keine Rede. Wohl aber von der Entwicklung vielversprechender Talente.

Mit Dank an Jörn Wolter für die Fotos, www.wolterfoto.de